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Studie analysiert Situation zur Ernährungsarmut in Deutschland

Ernährungsarmut wird in Deutschland bisher nicht systematisch erfasst. Es fehlen Daten, wie viele Menschen tatsächlich betroffen sind und wie sich die Prävalenz von materieller als auch sozialer Ernährungsarmut im Zeitverlauf entwickelt.

Diese Lücke soll das Forschungsvorhaben „Soziale Aspekte der Ernährung: Ursachen, Determinanten und Auswirkungen von Ernährungsarmut in Deutschland sowie politische Handlungsoptionen“ (SEED) schließen. Es untersucht Zusammenhänge zwischen sozialer und materieller Ernährungsarmut, Ernährungskompetenz, Ernährungsgewohnheiten und dem Ernährungszustand. Aus den gewonnenen Erkenntnissen sollen politische Handlungsempfehlungen formuliert und abgeleitet werden, um Ernährungsarmut zu begegnen.

Was untersucht das SEED-Projekt?

Wissenschaftler*innen der Universität Hohenheim und des GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften werden in dem von Juni 2025 bis Mai 2028 angelegten SEED-Projekt Daten in drei Teilstudien erheben und auswerten:

  • In der Pilotstudie ZAZU „Zugang armutsgefährdeter Bevölkerungsgruppen zur Ernährungs- und Gesundheitsforschung“ soll untersucht werden, mittels welcher Rekrutierungs- und Datenerhebungsmethoden es gelingt, armutsgefährdete Erwachsene für die Teilnahme an einer Studie zum Thema Ernährungsarmut zu gewinnen.
  • Die Fragebogenentwicklungsstudie BESSER „Bestimmen und Erfassen sozialer Ernährungsarmut“ beinhaltet die Erarbeitung und Validierung eines Erhebungsinstruments zur Messung sozialer Ernährungsarmut, da hierfür bisher keine geeignete Methode vorliegt. Daher werden zuerst mögliche Fragen erarbeitet und diese dann durch Expert*innen auf dem Gebiet der Armut, Ernährung und Ernährungsarmut/-unsicherheit geprüft.
  • In der Hauptstudie MASERI „Materielle und soziale Ernährungsarmut in der Bevölkerung Deutschlands“ soll eine standardisierte Befragung zur Thematik durchgeführt werden. Ziel ist es, die Prävalenz von Ernährungsarmut in Deutschland zu bestimmen und zu untersuchen, welche Zusammenhänge sich zwischen Ernährungsarmut, Ernährungsqualität, Gesundheitsindikatoren sowie verfügbarer Ressourcen aufzeigen.

Die Forschenden erwarten auch Erkenntnisse darüber, ob ein Monitoring der Ernährungsarmut in Deutschland notwendig ist und wie viele auch nicht armutsgefährdete Personen von materieller oder sozialer Ernährungsarmut betroffen sind. Laut Dr. Anja Simmet, Leiterin des SEED-Projektes, Universität Hohenheim, hat der WBAE in seinem Gutachten von Juni 2022 bereits betont, dass Menschen von materieller Ernährungsarmut betroffen sind, wenn sie keine ausreichenden finanziellen Mittel haben, um sich gesundheitsfördernd zu ernähren. Damit einher geht oft auch soziale Ernährungsarmut, die Menschen z. B. von der sozialen Teilhabe ausschließt. Diese wird z. B. durch gemeinsames Essen gehen ermöglicht.

Ferner soll die Studie prüfen, ob sich die untersuchten Strategien eignen, vor allem die Bevölkerung unterer Einkommensklassen unverzerrt abzubilden und welche Erhebungselemente nötig sind, um die materielle und soziale Ernährungsarmut darstellen zu können.

SEED wird vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördert und von der Universität Hohenheim in Kooperation mit GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften durchgeführt. Die Daten sollen dazu beitragen, die Wissensbasis zu Ernährungsarmut zu verbessern und unterstützen damit die Umsetzung der Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Die Ergebnisse werden im 16. DGE-Ernährungsbericht erstveröffentlicht. Es ist das zweite Forschungsvorhaben im Bereich Ernährungsarmut, das die DGE mit auf den Weg gebracht hat. Die Fachgesellschaft hatte in einem Positionspapier „Perspektiven für die Ernährungsforschung 2022“ bereits drängende Ernährungsforschungsfragen und zukunftsrelevante Ernährungsthemen wie die Ernährungsarmut aufgezeigt.

Hintergrundinformationen finden Sie hier

Bild: © David Pereiras – stock.adobe.com